Der „Mohrsmoler“ Josef Schwab
1984 wurde im Rahmen einer Gedächtnisausstellung im Heimatmuseum Miltenberg an den 1972 verstorbenen Maler Josef Schwab aus Schneeberg erinnert. Josef Schwab, 1903 als zweites von fünf Kindern des Schreinermeisters Karl Schwab und seiner Ehefrau Anna, geb. Mohr, in Schneeberg geboren, war in seinem Geburtsort als „Mohrsmoler" bekannt.
Schon sehr frühzeitig regte sich bei ihm Lust und Talent zum Malen. Es war schwer, dem Vater die Einwilligung abzuringen, Maler werden zu dürfen, auf die Akademie zu gehen, wo doch zuhause alle Hände gebraucht wurden und wo die Malerei zu den brotlosen Künsten zählte. Es wäre wohl nicht gelungen, wenn sich die Mutter nicht so eingesetzt hätte, die Mutter, die abgearbeitet und verhärmt ihrem Sohn ein ähnlich hartes Schicksal ersparen wollte.
Voll Dankbarkeit malte er sie später und dieses Bildnis der Mutter ist ein Höhepunkt in seinem Schaffen. Er malte sie so wie sie wirklich war, er gab ihr kein Lächeln. Sie würde verbittert aussehen, wenn nicht die Augen wären, die zeigen, daß Liebe und Güte in ihr sind. Sie ermöglichte es, daß Josef seinen ersten Malunterricht bei Professor Roßmann in Amorbach nehmen konnte. Von da an war er nicht mehr zu bremsen. Er richtete sich ein „Atelier" im Anbau des väterlichen Hauses ein, nur über eine Hühnerleiter zu erreichen, ca. 6 qm groß.
Seine erste datierte Zeichnung, das Gasthaus „Hirsch", ist im Jahre 1921 entstanden. Aus dem selben Jahr: Sein erstes Selbstporträt. Es drückt das Suchen nach der eigenen Persönlichkeit aus, Ernst, Stolz und Unsicherheit zugleich.
Bald gelang es ihm eine Stellung als Kirchenmaler in Würzburg zu bekommen und nebenbei Ausstellungen in Amorbach, Miltenberg, Walldürn, Buchen und Mosbach zu machen.
Mitte der dreißiger Jahre besuchte er in München die Akademie und die private Mal- und Zeichenschule Widmann, anschließend in Berlin die Akademie der bildenden Künste, wo er als Meisterschüler ein eigenes Atelier bekam. Auch während dieser Zeit beteiligte er sich an mehreren Ausstellungen in Berlin und München.
Der Ausbruch des Krieges traf Josef Schwab als völlig unmilitärischen Menschen besonders hart. Seine Soldatenzeit leistete er hauptsächlich in Polen ab. Er beschaffte sich Malutensilien, ging zum Schrecken seiner Kameraden in die Dörfer und freundete sich mit den Polen an. Als Soldat ist er wohl von ihnen nicht ernst genommen worden. Als Oberschütze kam er in amerikanische Gefangenschaft nach Marsailles und nach einer anfänglich sehr schweren Zeit durfte er dort wieder malen. Die meisten der damals entstandenen Bilder wurden von den Soldaten in ihre Heimat mitgenommen.
Nach der Kriegsgefangenschaft kehrte Schwab in seine Odenwälder Heimat zurück. Ein schwerer Neuanfang stand ihm bevor. Wer hatte in diesen harten Jahren Geld für ein Gemälde?!! Aber er gab nicht auf. Mit Malerkollegen organisierte er Ausstellungen in Trennfurt und Miltenberg.
1949 versuchten Josef Schwab und Jakob Fischer-Rhein, sich wohl an die rauschenden Künstlerfeste ihrer Studienzeit erinnernd, ein großes Fest in der Brauerei Keller zugeben, um endlich einmal auf einen grünen Zweig zu kommen. 6 Wochen malten sie allein an den Dekorationen. Leider hatte sich ihr Wunsch nicht erfüllt, denn die Veranstaltung schloß mit einem Defizit von 50 DM. Schwab und sein Kollege versuchten es danach mit verschiedenen Tätigkeiten, sie malten religiöse Bildchen für die Wallfahrt in Walldürn, oder waren in einer Weinheimer Firma Vorarbeiter für ein Reklameunternehmen, doch brachte keine den erwünschten Erfolg. In der gleichen Notlage befanden sich viele Künstler in der damaligen Zeit.
Einige Jahre später, mit dem steigenden Wohlstand, der auch an den Künstlern nicht ganz vorbeiging, konnte er Reisen nach Italien, Spanien, Griechenland, Ägypten und die Türkei unternehmen. Seine Staffelei hatte er natürlich immer dabei. In dieser Zeit gründete er auch einen Kunsthandel.
Er gehörte nicht zu den Großen der Malerei, er konnte und wollte auch keine neuen Wege gehen. Er lebte und arbeitete still, allzu bescheiden, unbeirrbar an dem festhaltend, was er als gut und recht erkannt hatte. Es war ihm unmöglich, flüchtig zu arbeiten. Diese gewissenhafte Arbeitsweise kam ihm auch beim Kopieren alter Meister zugute.
Seit er als junger Mensch das Atelier Max Rossmanns betreten hatte, war er von dieser feinen, gepflegten Malerei Münchener Prägung gefangengenommen.
Schwabs Bildnisse sind nicht prätentiös, sondern von einer schlichten, selbstverständlichen Menschlichkeit, seine Landschaften weitsäumig, licht- und lufterfüllt, ohne Effekthascherei gemalt. Er fühlte sich immer mehr zur lyrischen als zur dramatischen Landschaftsdarstellung hingezogen, ein Heimatschilderer ohne süßlichen Beigeschmack, ohne romantische Staffage.
Josef Schwab kann in manchem Vorbild sein: In seiner Liebe zur Natur, zum Schlichten und Einfachen, seiner Sehnsucht nach Ruhe und Frieden und seinem Widerstand gegen allen Zwang.
Er starb am Ostermontag 1972 und wurde in Schneeberg beigesetzt.