Sehr versteckt, aber an einem der schönsten Flecken von Schneeberg, findet man einen historischen Waschplatz (in Privatbesitz) direkt am Schneeberger Mühlbach, in Volksmund liebevoll „Mühlbächle“ genannt.

Bis in die 50er/60er Jahre wurde der Waschplatz in den „Bleich- oder auch Gänswiesen“ noch genutzt. Unmittelbar am Ufer des Mühlbächle befindet sich ein Tisch mit zwei Füßen und einer Tischplatte aus Sandstein. Auf diesem, etwas tiefer liegenden Tisch direkt am Ufer, wurde nach dem Einseifen arg verschmutzte Wäsche zuerst mit einer Bürste geschruppt, bevor sie dann im Fließwasser des Mühlbaches ausgewaschen werden konnte.


Heimatarchiv Schneeberg
Der historische Waschplatz am Mühlbächle
Heimatarchiv Schneeberg
Bis in die 50er/60er Jahre wurde der Waschplatz genutzt

Dabei handelte es sich in erster Linie um Arbeitskleidung, insbesondere um die blauen „Kitteli“ und die dazugehörenden blauen Hosen. Die blaue, recht robuste Arbeitskleidung war ein Markenzeichen der Schneeberger „Schaffer“, die fleißig in der eigenen Landwirtschaft oder auch in den umliegenden Gärten tätig waren. Es war der Stolz so mancher Landwirte, mit einer frisch gewaschenen blauen Arbeitsmontur am Wochenanfang aufzutreten. Die umliegenden Rasenflächen wurden in früherer Zeit auch zum Bleichen der Wäsche (vorwiegend der üblichen weißen Bettwäsche) genutzt. Nach dem Waschen wurden die Leinen- oder Baumwolltücher auf den Wiesen zum Trocknen ausgebreitet. Durch das Zusammenspiel von Licht, Wasser und der Photosynthese des darunterliegenden Rasens wurde der gewünschte Bleicheffekt erzielt.


Heimatarchiv Schneeberg
Frauen beim Waschen am Mühlbächle
Heimatarchiv Schneeberg
Rasenflächen wurden zum Bleichen der Wäsche genutzt

(Gern erzählen sich die Schneeberger, wir ärgerlich es war, wenn die wilden Gänse, die es überall gab, die Tücher entdeckten und direkt darauf Ihr „Geschäft“ erledigten! Dann war die ganze Arbeit umsonst und es musst wieder von vorn begonnen werden.)

Ebenso wurden auf dem Sandsteintisch, insbesondere nach der Kartoffelernte im Herbst, die benutzen Kartoffelsäcke vom erdigen Ackerschmutz durch das Auswaschen befreit. Manchmal wurden auch sogenannte „Kühdecken“ (diese wurde den Tieren aufgelegt, wenn sie nach getaner Arbeit am Ankunftsort verschwitzt ankamen. Ja, wer´s nicht weiß, auch Kühe, Ochsen und Pferde können sich erkälten) gewaschen.


Mühlbächle

Der Mühlbach diente in erster Linie zur Betreibung der Schneeberger Mühle. Mit dem abgeleiteten Wasser wurde das große Mühlrad angetrieben. Der Zufluss des „Mühlbächle“ befindet sich im Osten von Schneeberg am Ortseingang zwischen dem kleinen Gewerbegebiet und der Tankstelle. Dort wird aus dem Marsbach durch eine Wehranlage das Wasser des Mühlbaches abgegriffen. Teilweise offen, teilweise in Verrohrung, wurde bzw. wird er direkt zur alten Schneeberger Mühle geleitet. Danach durchläuft er noch verschiedene Gärten in Richtung Westen, bevor er in Nähe der Ringstraßenbrücke (wiederum in Verrohrung der letzten Meter) wieder in den Marsbach mündet. Seit „urdenklichen“ Zeiten war der Mühlbach natürlich auch Wasserlieferant für die angrenzenden Gärten und den Waschplatz.


Heimatarchiv Schneeberg
Der Mühlbach diente zur Betreibung der Schneeberger Mühle
Heimatarchiv Schneeberg
Die Mühle in Schneeberg

Mühle

Die Mühle in Schneeberg war von ihrer Erbauung (Datum unbekannt) bis zu ihrer Ersterwähnung im Jahr 1412 im Besitz des Amorbacher Benediktinerklosters (Gründung im Jahr 734). Danach gelangte sie in Eigentum des Fürstbischof von Mainz und wurde in Erbleihe betrieben. Im Jahr 1828 war das Ende der Bannpflicht und die Mühle kam im Jahr 1909 in Privatbesitz der Familie Berberich. Der Mahlbetrieb der Schneeberger Mühle wurde im Jahr 1973 eingestellt.

  • Autor: Bernhard Pfeiffer
  • Quelle: Ewald Winkler, Geopark Bergstraße-Odenwald, Schneeberg
  • Foto: Bernhard Pfeiffer
Waschplatz am Mühlbächle https://www.heimatarchiv-schneeberg.de/images/header/waschplatz.jpg#joomlaImage://local-images/header/waschplatz.jpg?width=2500&height=884 Super User

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