Steinbruch in Neudorf und Sandgrube am Gottersberg
Die Ablagerungen des Sandsteinsediments im Odenwaldraum entstanden vor ca. 250 Mio. Jahren. Die Sandsteinschichten beginnen zum Teil schon flach unter der Erdoberfläche und sind 10 bis 300 Meter dick. Der Buntsandstein ermöglichte zusätzliche Einnahmequellen. Im Jahr 1843 ging in der Hambrunner Steige ein Steinbruch in Betrieb. 1895/96 wurde im Umland von Neudorf nach Wasser gebohrt. Dabei stieß man in 3 Meter Tiefe auf massiven Sandstein. Zwei Firmen aus Bürgstadt und Miltenberg kauften dort 26 ha Land und begannen mit der Erschließung des Steinbruches
1896/97 wurden im Neudorfer Steinbruch die ersten Steine gefördert. Der Abtransport erfolgte die ersten sieben Jahre mühsam über die Neudorfer Steige. Der Weg war sehr schlecht und musste täglich ausgebessert werden. 1905 baute die Firma Jung und Zöller deshalb eine Drahtseilbahn von Neudorf nach Schneeberg. Als Antriebskraft diente der beladene Wagen, er zog den leeren Wagen wieder den Berg hinauf. Außerhalb von Schneeberg wurde an der Bahnlinie ein Industriegleis errichtet.
Eine Sandgrube, die 1909 auf Schneeberger Gemarkung am Gottersberg entstand bot mehreren Schneeberger Bürgern Arbeit. Die Grube lag gleich in der Nähe des für den Steinbruch errichteten Drahtseilbahn und Industriegleises. Der Sand wurde hauptsächlich als Formensand in der Eisengießerei verwendet. Die gewaltige Grube, die eine Höhe von 30 Meter erreichte wurde nach Einstellung des Betriebs zugeschüttet.
Die Steine und der Sand konnten leicht per Bahn abtransportiert werden. Der Betrieb stand zu dieser Zeit in voller Blüte. Auch Abfallmaterial für Mauersteine konnte so schnell und billig verladen werden. Auf diesem Wege kamen auch Steine für den Kirchenbau nach Schneeberg und Rippberg. 1915 wurden die Gleisanlagen abgebaut und als Feldbahngleise im Krieg verlegt. Danach mussten die Steine wieder über die 1909 gebaute Neudorfer Straße transportiert werden. Der Steinabbau ging stark zurück wegen kriegsbedingtem Arbeitskräftemangel und wegen fehlender Nachfrage. Nach Kriegsende stand der Steinbruch mehrere Jahre still. 1923 verkaufte die Fa. Jung und Zöller den Steinbruch.
Einen kleineren Teil kaufte der Steinmetz Karl Keller aus Schneeberg (Hirschwirt). Der größte Teil ging an ein Unternehmen aus Westfalen. Für die Firma wurden im Steinbruch hauptsächlich große Schleifsteine für die Metall- und Kohlenindustrie gehauen. Diese mühsame Arbeit erforderte sehr viel Geschick und handwerkliches Können.
Karl Keller baute Steine für Kommunalbauten, Kirchen, Denkmäler und Privatbauten ab. Verwendet wurde der Sandstein für Massivbauten, Treppen- und Bodenplatten, Fenster- und Türumrahmungen, Denkmäler und in der Steinbildhauerei. Arbeitsfähige Kriegsheimkehrer fanden hier wieder Arbeit. Die Arbeiter aus Schneeberg gingen am frühen Morgen zu Fuß nach Neudorf zur Arbeit im Steinbruch. Schulkinder brachten in der Mittagspause zwischen 11-12 Uhr das Essen nach Neudorf und gingen anschließend wieder in die Schule. Die Arbeit war schwer und der Lohn niedrig.
Die Meisten hatten nebenbei noch eine kleine Landwirtschaft um zu überleben. In den 50-er Jahren wurde der gesamte Betrieb eingestellt. Neben den Kirchen zeugen die Sandsteinbauten und Bahnunterführungen von der Arbeit der Schneeberger Steinmetzen und Steinbrechern.
Der Steinbruch ist heute ein flächenhaftes Naturdenkmal. Dieses Biotop ist Lebensraum für zahlreiche, teilweise vom Aussterben bedrohten Pflanzen- und Tierarten. Der Steinbruch ist größtenteils verfüllt. Die Waldschneise für die ehemals vorhandene Drahtseilbahn (Rollbahn) ist noch teilweise sichtbar. Die Sandstein-Laderampe am Bahndamm, zwischen Roscheklinge und Gottersklinge, ist ebenfalls noch vorhanden. Es sind die letzten Hinweise auf eine geschäftige, industrielle Zeit Schneebergs.
Mehr zu diesem Thema: die Erinnerungen von Karl Keller "Entstehung und Entwicklung - Die Steinbrüche in Neudorf"
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Erinnerungen von Karl Keller, Schneeberg (PDF)
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Einige Impressionen aus alten und neuen Zeiten, um diese Geschichte wieder etwas lebendig werden zu lassen.