Die Schulhäuser Schneebergs von Beginn an bis heute

Bereits vor 400 Jahren nahm die schulische Entwicklung in Schneeberg ihren Anfang. Zur Unterrichtung und Erziehung der Kinder ließen die Verantwortlichen im Jahr 1622 das erste Schulhaus mit Lehrerwohnung direkt neben der alten Kirche erbauen, die von 1754 bis heute ihr Aussehen behalten hat.

Zur Unterrichtung und Erziehung der Kinder ließen die Verantwortlichen im Jahr 1622 das erste Schulhaus mit Lehrerwohnung direkt neben der alten Kirche erbauen, die von 1754 bis heute ihr Aussehen behalten hat.

Dieses erste Schulhaus stand an der Ecke zur alten Kirche dort, wo ab 1931 das Kirchenschiff der neuen Wallfahrtskirche errichtet wurde. Das Gebäude wurde dann von 1688-1927 als Pfarrhaus genutzt, bis Pfarrer Josef Brenneis ein repräsentatives Pfarrhaus oberhalb der Kirche erbauen ließ. Das Schulhaus wurde danach abgerissen.

Als 1688 Schneeberg zur eigenen Pfarrei erhoben wurde, benötigte man ein eigenes Pfarrhaus und entschloss sich, dafür das Schulgebäude zu verwenden, da es direkt neben der Kirche lag. So verlegte man nach 66 Jahren die Schule in ein bestehendes Wohnhaus oberhalb des Kirchturmes. Der Unterrichtsraum befand sich im unteren Stock, indem sich noch eine Küche mit Backofen befand. Den 2. Stock bewohnte der Lehrer.

Heimatarchiv Schneeberg
Links im Bild, die erste Schule in Schneeberg
Heimatarchiv Schneeberg
Die zweite Schule war fast 140 Jahre in diesem Gebäude untergebracht

Dieses zweite Schulhaus befand sich neben der Sakristei oberhalb des Kirchturmes. Im Zuge des Neubaus der neuen Kirche ab 1931 wurde dieses abgerissen. Auf dieser Fläche steht heute der Chorraum und die Paramentenkammer. Für fast 140 Jahre war die Schule in diesem Gebäude untergebracht, bis eine Visitation der Schulaufsichtsbehörde erbrachte, dass eine neue Schule mit 2 Unterrichtsräumen dringend notwendig wäre.

Daraufhin zog die Schule 1821 in das zweite Stockwerk des erst ein Jahr zuvor neu erbauten Rathauses um. Im Erdgeschoss befand sich ein Raum der Feuerwehr für einen Handlöschwagen und die große Feuerwehrleiter, eine Viehwaage und ein „Karzer“.

Das alte Rathaus mit der Gemeindeverwaltung im 1.Stock stand an der Ecke der heutigen Hauptstrasse/Ringstrasse. Das Gebäude wurde ab 1966 nicht mehr als Rathaus genutzt, befand sich baulich in schlechtem Zustand und wurde daher 1971 abgerissen. Auf dieser freigewordenen Stelle wurde danach eine Grünfläche mit Gedenkstein für den langjährigen Pfarrer Josef Brenneis geschaffen.

Sehr lange reichte jedoch der Platz im Rathaus nicht aus. 1874 befand die Schulbehörde die zwei Unterrichtsräume als zu klein und mit Schulkindern überfüllt. Ausweichmöglichkeiten oder Ausbau für eine dritten Schulsaal gab es nicht, noch dazu war das Gebälk vom Holzwurm derart zerfressen, dass eine Gefahr für die vorhandenen Schulsäle bestand. Nach dem Gutachten eines Arztes stellte die 20 Stufen steile Stiege mit ausgetretenen, schmalen Treppenstufen eine ebenfalls große Gefahr für die Schulkinder dar. Auch die hygienischen und sanitären Verhältnisse wurden von ihm sehr negativ beurteilt.

Heimatarchiv Schneeberg
Die dritte Schule stand an der heutigen Hauptstrasse/Ringstrasse
Heimatarchiv Schneeberg
Die vierte Schule wurde wurde bis zum Schuljahr 1963/64 genutzt

Alle Einwände seitens der Gemeinde, dass das Haus doch erst 55 Jahre alt sei, bewirkten nichts - es musste ein neues Schulhaus gebaut werden. Dieses errichtete die Marktgemeinde 1880 mit rotem Sandstein am Ortsausgang Richtung Amorbach. 2 große Schulräume und 2 Lehrerwohnungen wurden dort untergebracht. Neben dem Schulhaus ließ sich endlich auch ein großer Pausenhof einrichten.

Die steigende Einwohner- und damit auch Schülerzahl machte 40 Jahre später einen dritten Schulsaal notwendig, den man 1920 wiederum als im Rathaus in der Ortsmitte einrichtete.

Während des 2. Weltkrieges und danach wurde das neue Schulhaus in den Wirren der Zeit auch für Soldaten und Heimatvertriebene benötigt. So wurden wieder die alten Klassenräume im Rathaus an der Ringstraße in Betrieb genommen. Aus Platzgründen wurde zeitweise sogar der große Saal im Gasthaus „Engel“ zum Unterrichten genutzt.

Diese 1880 gebaute Schule wurde bis zum Schuljahr 1963/64 genutzt. Nach dem Umzug der Schüler in das fünfte und letzte Schulgebäude Schneebergs richtete die Gemeinde in den nun freien Räumlichkeiten mehrere Verwaltungsräume und einen Sitzungssaal ein und zog aus dem alten Rathaus in das heutige Rathaus um.

Auch der Musikverein und die Rot-Kreuz-Kolonne nutzen dort Räume bis zum Einzug in das Dorfwiesenhaus im Jahr 2005. In den Jahren danach wurden die Räume der Verwaltung grundrenoviert und auf den technisch neuesten Stand gebracht.

Gegen Ende der 50er Jahre war dieses Schulgebäude den Anforderungen der Zeit nicht mehr gewachsen. Einerseits stieg die Zahl der Schüler an und vor allem war es pädagogisch und vom Bildungsauftrag her immer schwieriger, damals noch 8 Klassenstufen in drei Schulsälen zu unterrichten.

Mit der fünften Schule wurden dann 400 Jahre Schulgeschichte abgeschlossen

So plante die Gemeinde Anfang der 60er Jahre eine neue Schule am Ortsrand zum Zittenfeldener Tal, die mit sieben Klassenräumen, einem Werkraum, einem großen Pausenhof und einem schönen Sportgelände eine zeitgemäße Bildung ermöglichte. Dieses großzügige neue Schulgebäude wurde zum Schuljahr 1963/64 bezogen. Aus den einklassigen „Zwergschulen“ der Schneeberger Ortsteile Hambrunn und Zittenfelden kamen zum Schuljahr 1966/67 die dortigen Schulkinder in die jeweiligen Klassen in das neue Schneeberger Schulgebäude. Von Anfang an wurde für 5 Jahre ein Klassenzimmer im Erdgeschoß, der vorhandene Werkraum und die Schulküche als Außenstelle der Landwirtschaftlichen Berufsschule genutzt. Die jungen Frauen und Männer aus dem Raum um Amorbach absolvierten dort regulär einmal pro Woche ihre dreijährige Berufsausbildung.

Ab dem Schuljahr 1969/70 gehörte Schneeberg zur Verbandsschule Amorbach. Den Schulverband Grundschule bilden die Stadt Amorbach und die Marktgemeinde Schneeberg. Zum Verband der Mittelschule gehören dazu noch die Marktgemeinden Kirchzell und Weilbach. Mit dem Bezug der neu erbauten Parzival – Hauptschule in Amorbach zum Schuljahr 1974/75 wurden ab dann in Schneeberg nur noch die Klassen 1 bis 6 unterrichtet, wenige Jahre später die Grundschulklassen 1 bis 4.

Nach der Grundrenovierung der Wolfram – von – Eschenbach - Grundschule in Amorbach zogen alle Schneeberger Schüler ab dem Schuljahr 2012/13 dort ein. Das Schulhaus in Schneeberg stand jetzt leer und wurde nicht mehr gebraucht.

400 Jahre Schulgeschichte in Schneeberg waren abgeschlossen.

2019 wurde das Schulgebäude abgerissen und auf dieser Fläche wurden 8 Bauplätze erschlossen, die in erster Linie von jungen Leuten/Familien erworben wurden.


Was man in der Schule lernte

Die Unterrichtsinhalte beschränkten sich in früheren Zeiten hauptsächlich auf das Erlernen des Schreibens und Rechnens sowie den Religionsunterricht.

1758 unterrichtet der Schulmeister täglich das lateinische und deutsche Lesen und Schreiben sowie Musik, Choral und Rechnen. Aus dem Jahr 1821/22 liegt dann schon ein detaillierter Lehrplan für die jeweiligen Klassen vor: So erlernte man in der 1. Klasse: Buchstabenkenntnis, Syllabieren, Katechismus, Zahlen, und die Mädchen daneben das Stricken; die 2. Klasse behandelte: das Christentum, die biblische Geschichte, Lesen nach Regeln, Schön- und Rechtschreibung, Kopf- und schriftliches Rechnen, die Mädchen zusätzlich wiederum Nähen und Stricken; in der 3. Klasse kommt zu dem Lehrinhalt der 2. Klasse noch der deutsche Aufsatz hinzu; zudem erhielten alle Kinder noch Musikunterricht.

Ein „Schulgarten" sollte dafür sorgen, dass die Jungen in die Kunst der Obstbaumzucht eingeführt wurden. Doch leider hatte dieser Garten einen so schlechten Platz (gegen Norden auf einer Anhöhe in abschüssiger Lage) und schlechten Boden, dass keine Bäume dort wuchsen und man sich stattdessen auf Gemüseanbau verlegen musste.

Die Kinder gingen den ganzen Tag zur Schule, wobei sich die Schulzeiten nach den Jahreszeiten richteten. Der Unterricht war im Winter von 8-11 Uhr und von 12-15 Uhr. Im Sommer, wenn die Kinder auf dem Feld mitarbeiten mussten, von 6-9 Uhr und von 12-13, 14 oder 15 Uhr oder der Nachmittagsunterricht entfiel ganz. Für die mit 13 Jahren entlassenen Schüler war der Unterricht noch lange nicht vorbei, denn sie hatten neben ihrer Arbeit die Sonntagsschule zu besuchen.

Heimatarchiv Schneeberg
Gruppenfoto: Jahrgang 1902, 1903, 1904
Heimatarchiv Schneeberg
Gruppenfoto: Jahrgang 1943 von 1951

Der Einwohner Richard Breunig kann sich noch gut an diese Situation erinnern:
Als junger Schäfer musste er entweder einen Aufpasser für seine Schafe finden, oder er konnte der Sonntagsschulpflicht nicht nachkommen, was dann zu einem Eintrag in das Zeugnis führte. Im Unterricht der Sonntagsschule wurden deutsche Sprache und Aufsatz, Buchführung, Arithmetik, Geographie, Geschichte und Zeichnen gelehrt. Später wurde die Sonntagsschule in Fortbildungsschule umbenannt.

Dem Schneeberger Schulsprengel gehörte auch Hambrunn an. Da Hambrunn lange Zeit keine eigene Schule hatte, mussten die Kinder täglich nach Schneeberg laufen, was gerade im Winter sehr beschwerlich war. Mit dem Bau einer eigenen Schule, ebenfalls 1880, wurde die Ausschulung der Gemeinde Hambrunn aus dem Schulsprengel Schneeberg genehmigt.


Einige Schülerzahlen im Laufe der Zeit

  1758: 83 Schüler
  1781: 72 Schüler
  1821: 154 Schüler (davon 11 aus Hambrunn)
  1829: 170 Schüler
  1877: 182 Schüler
  bis 1898 durchschnittlich 120-130 Schüler

Bei der Sonntagsschule belief sich der Jahresdurchschnitt auf etwa 50-60 Schüler. Die schulische Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg schildert die ehemalige Lehrerin Koletta Büchler: „Durch das Einströmen von Evakuierten und Vertriebenen stieg die Schülerzahl rapide an. Bei der Wiedereröffnung der Schule im Jahre 1945 wurden etwa 230 Schüler gezählt. Der Unterricht wurde zunächst mit den vier Unterklassen im Abteilungsunterricht begonnen und erst nach mehreren Wochen wurde weiter aufgebaut. Die Bücherei war vollständig vernichtet und musste erst wieder unter großen Opfern eingerichtet werden. Manche Bücher wurden auf den Wiesen gefunden, andere von den Schulhausbewohnern als Brennmaterial verwendet. Es war ein Chaos. Schülerbogen und andere Schulakten waren ebenfalls verlorengegangen. Unseren Schülern fehlten alle Lernbücher, der Schule die Lehrbücher, allein die Kreide. Die Dorfschneider versahen uns abwechselnd mit Schneiderkreide. Wir schrieben auf Packpapier und Tapetenreste. Unser einziges Lehr- und Lernbuch war der Katechismus. Dennoch war es für mich eine Freude zu erleben, wie Kinder und Erwachsene ihrer einzigen Lehrkraft halfen, das Schulleben wieder in Gang zu bringen. Gerne kamen die Burschen und gemeinsam holten wir die Schulbänke aus den Scheunen, suchten die Nägel und Tintengläschen aus dem Stroh."

Heimatarchiv Schneeberg
Gruppenfoto: keine weiteren Informationen verfügbar
Heimatarchiv Schneeberg
Gruppenfoto: keine weiteren Informationen verfügbar

Zittenfelden gehörte nicht zum Schneeberger Schulsprengel, sondern bildete eine eigene Verwaltung. Im Jahre 1806 war der Name des Schullehrers Joseph Lösch. Unterricht wurde allerdings nur im Winter gehalten, im Sommer mussten die Kinder auf dem Feld fest mit anpacken. Bei dem Schulbau 1871 passierte ein Missgeschick. Nach Vollendung des Baues stellte man fest, dass man sowohl das Treppenhaus, wie auch die Toiletten vergessen hatte. Die Treppen wurden nachträglich eingebaut, die Toilette mit der Waschküche auf dem Nachbargrundstück angebaut. Auf dem Dach der Schule wurde schließlich eine Glocke angebracht, die fortan das Zeitausrufen ersetzte.


Der Schullehrer

Noch heute steckt in uns das romantische Bild des Dorfschullehrers, der mit schwarzen Stulpen am Katheder steht. Das Unterrichten bereitete sicherlich viel Freude, doch musste der Lehrer daneben auch andere Aufgaben erfüllen. So machten ihn oft seine guten Kenntnisse der Schrift zum Gemeindeschreiber, und sein zweites Wirkungsfeld — wie schon die unmittelbare Nähe der ersten Schule zur Kirche zeigt — erstreckte sich auf den kirchlichen Bereich, womit er sein geringes Gehalt aufbesserte. So war er Kirchendiener, Glöckner, Kantor, Organist und assistierte bei Taufen und Trauungen. Zwar durfte er manche Arbeiten, wie das Reinigen der Kirche, das auch zu seinem Aufgabenbereich zählte, an Kinder abgeben, doch hatte er mit dem übrigen noch genug zu tun. Erst 1904 wurden Verhandlungen aufgenommen und schließlich der Mesner — vom Schuldienst getrennt.

Manche Konzessionen musste ein Lehrer machen, um eine Stelle zu bekommen. So durfte der 2. Lehrer in Schneeberg nicht heiraten, da die Gemeinde keine zwei Lehrerfamilien ernähren konnte und nicht in der Lage war, bei Tod des Lehrers die Hinterbliebenen zu unterstützen. Die jährliche Besoldung eines Lehrers will ich an einem Beispiel von 1797 darlegen.


Er erhält an ständigem Geld

  jährlich aus der Kirche zu Schneeberg - 50 fl
  von der Kirche für gestiftete Jahrtage - 29 fl 39 xr
  für 1 Malter und 1 Simmer Korn von Hambrunn - 4 fl 30 xr
  von der Gemeinde 3 Wiesen und 2 Gärten in Anschlag von 30 fl
  von der Gemeinde 4 Klafter Holz nach Hause geführt und klein gespalten.   (Früher mußte jedes Kind dem Lehrer 2 Scheit Holz mitbringen)
  das Schulhaus und den Keller zu benutzen, welche die Gemeinde auf ihre Kosten erhält - 10 fl

an unständigem Geld

  Schulgeld (von jedem Kind 10 xr) - 40 fl
  von Sterbefällen, Kopulationen, Krankenversehen, Kindstaufen und Neujahrsgeschenk - 15 fl
  Nachdem der Lehrer von seinem Gehalt auch noch 24 fl an seinen Präzeptor (= Gehilfen) zahlen musste, blieb ihm nicht gerade viel zum Leben.
  Als eine 2. Schulstelle errichtet war, betrug 1828/29 das Jahresgehalt des 1. Lehrers 300 Gulden, das des zweiten 160 Gulden.
  Außer der Wohnung bekam der Lehrer schließlich noch folgende Leistungen von der Gemeinde: Betten- und Feuermachen, 19 1/2 Ellen Bettzeug, Fertigen eines Bettüberzugs, Waschen des Bettzeugs und Stroh in die Bettstatt.


Die Schullehrer im Laufe der Zeit

  1758 Nickel Bauer
  1768 Johann Georg Kemmerer
  1801 Josef Anton Reichert
  1827 Adam Josef Lambert
  1870 Johann Simon
  1909 Hermann Josef Hock
  1931 Edmund Wohlmann
  1945 Koletta Büchler
  1956 Franz Scheublein
  1958 Karl Franz
  1962 Karl-Heinz Markert

Seit 1969 hat Schneeberg keinen eigenen Schulleiter mehr, sondern gehört zu der Verbandsschule.

  • Konzeption: Josef Späth
  • Quelle: Monika Blättner, Heimatbuch „750 Jahre Schneeberg“
  • Quelle: Otmar Dumbacher
  • Foto: Gemeindearchiv Schneeberg
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