Ende des 19ten Jahrhunderts, nach dem Niedergang des Weinbaus in Schneeberg, entstanden zunehmend Ackerflächen für die Landwirtschaft. Weinberge wurden umgepflügt und die Bevölkerung stellte sich zunehmend auf Landwirtschaft und Obstbau ein.
Zahlreiche Obstbäume wurden in dieser Zeit auf die steilen, terrassenförmigen Weinbergs-Lagen und auf die dorfnahen Flächen gepflanzt. So entstand rund um Schneeberg ein Streuobstwiesengürtel. Neben Apfelsorten wie Jakob Fischer und die Goldparmäne waren zahlreiche lagerfähige und typische Moschtapfel-Sorten wie Trierer, Bohnapfel, Brettacher, Boskoop und auch der Speierling beliebt.
Bäume mit Birnen, Kirschen, Zwetschgen, Quitten und Mirabellen durften nicht fehlen. Mit dieser Vielfalt an Obstsorten konnte die Bevölkerung lagerfähige Produkte zur Ernährung für die kalte Jahreszeit herstellen.
In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts machten immer weniger Menschen ihren eigenen Moscht. Die Selbstversorgung verlor zunehmend an Bedeutung. Deshalb wurden viele Streuobstwiesen vernachlässigt. Besonders in den steilen Steinmauer-Terrassen am Sommerberg verwilderten die Obstbaumgrundstücke zusehends. Sie sind mit Hecken und Buschwerk überwuchert und zahlreiche Bäume sind leider abgestorben.
Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Zusammengenommen kommen 5.000 Tier- und Pflanzenarten in intakten Streuobstwiesen vor. Viele davon stehen auf der Roten Liste, d.h. sie sind gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Heute stellen Streuobstwiesen wichtige Lebens- und Rückzugsräume für viele Pflanzen- und Tierarten dar. Diese einzigartigen, ökologisch und komplexen Lebensräume gelten als besonders erhaltenswert.
Dort besteht die Möglichkeit die Artenvielfalt zu erhalten oder wiederherzustellen.
Glücklicherweise kümmern sich immer mehr Gruppierungen und Einzelpersonen um die Ertüchtigung dieser Ökosysteme, mit dem Ziel die Streuobstbestände zu erhalten, aufzubauen und zu pflegen. Die Landschaftspflege- und Umweltverbände unterstützen diese Maßnahmen.