Nach altem katholischem Brauch schweigen vom Gloria der Messe vom letzten Abendmahl am Gründonnerstag bis zum Gloria der Osternacht sämtliche Glocken und die Orgel als Zeichen der Trauer über das Leiden und Sterben des Herrn Jesus Christus.

Im Schneeberger Volksmund (und auch in anderen Orten der Region) heißt es: „Die Glocken fliegen nach Rom zum Beichten.“ (Anmerkung von Florian Grimm: Warum Glocken beichten müssen, ist mir allerdings nicht bekannt. Ich denke, dass die Aussage nochmal eine Erinnerung an die gläubigen Katholiken sein sollte, zwischen Aschermittwoch und Pfingsten die Sakramente der Beichte und des Altars zu empfangen.)

Bei den gottesdienstlichen Feiern dieser Tage werden in Schneeberg Klappern verwendet. Bei den Rundgängen im Freien werden alle Varianten der „Raschpeln“ verwendet, d.h. Ratschen, Klappern und Drehklappern. Die „Raschpeln“ werden teilweise von Generation zu Generation weitergegeben. Damit ist gewährleistet, dass auch sehr alte Instrumente Jahr für Jahr zum Einsatz kommen.

In früheren Zeiten war es die Aufgabe der Ministranten, Glocken zu den Gebetszeiten zu ersetzen. Deshalb hießen sie auch „Raschpelbube“. Heute steht diese Aufgabe allen Kindern und Jugendlichen im Ort offen, man spricht deshalb von den Raschpelkindern. Dreimal am Tag (6:00 Uhr/12:00 Uhr/18:00 Uhr) werden die Gläubigen zum Beten des Angelus (= Der Engel des Herrn) eingeladen. In anderen Ortschaften wird auch zu den gottesdienstlichen Feiern auf diese Art und Weise eingeladen.


Folgende Sprüche werden in Schneeberg gerufen

Karfreitag um 06:00 Uhr

„Die Nacht ist vergangen, der Tag hat angefangen. Ave Maria!“

Karfreitag um 12:00 Uhr

„Dies ist der englische Gruß*, den jeder katholische Christ kennen/beten muss. Darum fallet nieder auf die Knie und betet ein andächtiges Vater unser und Ave Maria!“

Karfreitag um 18:00 Uhr

„Der Tag ist vergangen, die Nacht hat angefangen. Ave Maria!“

Karsamstag um 06:00 Uhr

„Der Himmel ist offen, das Grab ist verschlossen. Ave Maria!“

Karsamstag um 12:00 Uhr

„Dies ist der englische Gruß*, den jeder katholische Christ kennen/beten muss. Darum fallet nieder auf die Knie und betet ein andächtiges Vater unser und Ave Maria!“

Karsamstag um 18:00 Uhr

„Der Himmel ist offen, das Grab ist verschlossen. Ave Maria!“

Am Vor- oder Nachmittag des Karsamstag ziehen dann die Kinder von Haus zu Haus und erbitten Spenden für ihren Dienst. In früheren Zeiten waren dies hauptsächlich Eier (roh und gekocht). Heute gibt es, gerade von älteren Mitbürgern, immer noch (gekochte) Eier, am meisten jedoch viele Süßigkeiten und Geldbeträge. Am Nachmittag wird dann alles (hoffentlich gerecht) aufgeteilt und nach dem letzten Raschpeln an die Teilnehmer verteilt.

Florian Grimm: Ältere Mitmenschen berichten auch, dass beim Sammeln auch ein Spruch aufgesagt wurde. Dieser ist mir allerdings nicht mehr bekannt. Zu meiner Zeit wurde immer gesagt: „Wir sammeln für die Raschpelbube!“ Damals waren allerdings auch schon Mädchen dabei, also nicht nur „Bube“.


Heimatarchiv Schneeberg
Die Klappern werden teilweise an die nächste Generation weitergegeben
Heimatarchiv Schneeberg
2025 waren 46 Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Einsatz

Raschpeln 2025

Im Jahr 2025 waren in Schneeberg 46 Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Einsatz. Die „großen“ Ministrantinnen und Ministranten führten die Raschpelkinder durch die Straßen und standen ihnen hilfreich zur Seite. Der Start zum Rundgang ist direkt vor der Kirche am Roseeckbrunnen, der um diese Zeit vom Obst- und Gartenbauverein immer österlich geschmückt ist. Pünktlich nach dem letzten Glockenschlag wird der entsprechende Spruch aufgesagt und danach strömen die einzelnen Gruppen aus, um das ganze Ortgebiet abzulaufen.


Emausgang an Ostermontag

Der Emmausgang (teils auch Emmauspilgern) ist ein christlicher Brauch, vor allem in Süddeutschland und in Österreich, der in Erinnerung an den Gang der Jünger nach Emmaus, denen sich Jesus Christus unerkannt anschließt. Ausgeführt wird der Emmausgang als ein geistlicher Gang mit Gebet und Gesang oder als ein besinnlicher Spaziergang (oft am frühen Morgen des Ostermontags), der wegen des Tagesevangeliums regional auch „Emmaustag“ genannt wird.


Wissenswertes

* Der englische Gruß ist seit dem Mittelalter die Bezeichnung für die Grußworte des Erzengels Gabriel bei der Verkündigung, dass Maria den Sohn Gottes gebären werde. Die Bezeichnung des Grußes als „englisch“ ist von dem Wort Engel abgeleitet; mit der englischen Sprache hat der Ausdruck nichts zu tun.

Der Gruß des Engels steht im Neuen Testament im Evangelium nach Lukas:
„Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.“ – Lk 1,28

Der englische Gruß findet sich im Anfangssatz des Gebets Ave Maria wieder. Ergänzt um den Namen Mariens, der im Neuen Testament an jener Stelle nicht steht, lautet der erste Satz des Gebets:
„Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.“




Videobeitrag

Raschpelkinder 2025



Audiobeitrag

Klappern an den Kartagen
Raschpelkinder 2025

  • Konzeption: Bernhard Pfeiffer
  • Quelle: Florian Grimm, Sandro Schäfer, Wikipedia
  • Foto: Bernhard Pfeiffer
Klappern an den Kartagen https://www.heimatarchiv-schneeberg.de/images/header/Klappern_an_den_Kartagen.jpg#joomlaImage://local-images/header/Klappern_an_den_Kartagen.jpg?width=2500&height=884 Super User